Samstagsplausch {16.01.2021}

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So richtig glücklich macht mich der Glückstee nicht. Er schmeckt mir nicht. Ich mag es einfach nicht, wenn der Geschmack von Kräutertees mit Süßholz aufgewertet verschlimmbessert wird. Mal sehen, mit ein paar Tröpfchen Milch sollte es gut sein.

Und schon wieder bin ich spät dran mit meinem Beitrag zum Samstagsplausch. Warum? Weil ich wahrscheinlich bei der Telefonseelsorge arbeite, allerdings unentgeltlich. Schon wieder bekam ich einen Anruf, in dem ich Lili über eine Stunde lang zuhören durfte. Ja, sie ist nicht mehr die Jüngste, ja, sie ist den ganzen Tag allein zu Hause, der Sohn kommt erst abends von der Arbeit und will dann oft nicht reden. (Kann ich nachvollziehen) Ja, ihr fehlen die Kontakte und der Schwatz über den Gartenzaun. Hm. Ich höre mir das alles an. Bei jedem Anruf wieder. Immer das Gleiche. Sie fragt nie, wie es mir geht. Nie. Und wenn ich doch mal versuche, etwas zu erzählen, hört sie entweder gar nicht zu und redet weiter von sich. Oder sie sagt: Ja, da lasse ich dir jetzt mal wieder deine Ruhe! und schwups hat sie aufgelegt.
Ist euch das auch schon mal aufgefallen? Die Menschen wollen gar nicht mehr miteinander reden. Sie wollen von sich erzählen, aber hören wollen viele nichts. Das ist ganz praktisch, wenn man selbst lieber nicht reden mag (wie ich oft). Aber manchmal komme ich mir dann auch ziemlich ausgenutzt vor. Und manchmal frage ich mich, warum diese Menschen anrufen, wenn sie von mir ja doch nichts hören wollen. Monologe halten könnten sie doch auch in einem eigenen Blog oder in Podcasts. Hm?
Kennt ihr das auch? Oder seid ihr der Meinung, ich bin vielleicht undankbar und sollte lieber froh sein, dass Menschen sich bei mir ihren Frust von der Seele reden? Ist ja schließlich auch ein Vertrauensbeweis. Hm?

Und sonst so?

Die Woche zwei Worten
Überwiegend grau.

Der Rückblick
Den fasse ich jetzt mal schnell zusammen, also keine Auflistung der einzelnen Tage, sondern das Wikchtigste in Kürze. an zwei Tagen habe ich die "Beschulung" der Enkelhexe übernommen. Sie ist total glücklich darüber, weil sie viel geschafft und auch viel begriffen und gelernt hat.Wir würden das sehr gern fortsetzen. Aber es kann sein, dass das mit dem noch schärferen Lockdown nicht mehr erlaubt sein wird. Langsam frage ich mich, wohin das noch führen soll. Bekommen wir demnächst alle elektronische Fußfesseln angelegt? Und was soll es bringen. Die wirtschaftsschädigenden Maßnahmen werden immer drastischer, aber die Infektions- und sonstige Zahlen werden immer höher. Da könnte man doch nun auf zwei verschiedene Ideen kommen. Entweder, diese Maßnahmen, so hart sie auch werden und so viel sie auch zerstören, sind in Bezug auf die Infektion schlichtweg sinnlos, weil sie keinen Rückgang bewirken. Oder die immer weiter steigenden Zahlen sind erfunden, zumindest übertrieben. Ich weiß es nicht, aber mir kommen starke Zweifel an der Sinnhaftigkeit immer weiter verschärfter Maßnahmen. Ganz davon abgesehen, dass viele Menschen zwar vielleicht nicht an Covid-19 erkranken (obwohl man das angesichts der Zahlen auch nicht sicher weiß), aber bleibende Schäden an ihrer seelischen Gesundheit davon tragen.
Ich habe Angst.

Die übrigen Tage war ich brav daheim. Habe versucht zu stricken, versucht zu schlafen, versucht, mich von meinen Ängsten abzulenken. Funktioniert nicht besonders. Na, schaun wir mal.
Jetzt komme ich erst mal zu Andrea und hoffe, dass eure Einträge mich ein wenig aufmuntern.
Bleibt gesund
Eure Mira

10 Gedanken zu “Samstagsplausch {16.01.2021}

  1. Sag doch deiner Freundin, dass du froh wärst wenn es dir so gut gehen würde wie ihr. Kannst gespannt sein wie sie reagiert. Also lass dich nicht ausnutzen. Uns fällt allen die Decke auf den Kopf, aber wir müssen ja nicht andere damit zudecken, gell. Kopf hoch das wird schon wieder, spätestens wenn wir wieder in den Garten können.
    L G Pia

    1. Ich hab deinen Rat befolgt. Da wollte sie plötzlich gar nic ht mehr mit mir reden. Huch.
      Auf den Garten freue ich mich jetzt auch schon sehr.
      Liebe Grüße
      von Mira

  2. Liebe Mira,
    Süßholz in Kräutertees finde ich auch ganz schlimm! Schmeckt mir überhaupt nicht und die werden immer sofort weiterverschenkt, wenn ich da mal nicht richtig aufgepasst habe. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel. Im Moment trinke ich gerade einen Kräutertee, der folgendes enthält: Ingwerstücke, Süßholzwurzeln, Zimtstücke, Zitronengras, ganzer Kardamom, Kurkumascheinben (6 %), Muskatblüte (5 %). Ich weiß nicht ob Süßholzwurzeln was anderes ist, als Süßholz und es deswegen anders schmeckt. Ansonsten muss das so wenig sein, dass es sehr dezent ist. *yammie*

    Ich kann deine Ängste gut nachvollziehen. Mir geht es sehr ähnlich. Bei uns auf dem Land ist es zum Glück noch relativ entspannt. Ich bin mal gespannt, wie die härteren Maßnahmen aussehen sollen. Komplette Kontaktverbote? Puh… ob ich mich daran halten würde? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Weiter zur Arbeit sollen wir ja auch. Dann kann ich mich auch weiter abends mit meinen Eltern zum essen zusammen setzen (meine Meinung). Na, warten wir mal geduldig ab.

    Ich schicke dir eine dicke Umarmung. Wir schaffen das!
    LG
    Yvonne

    1. Danke für deine Ermunterung. Ja, wir müssen da ja irgendwie durch.

      Ob das in den Tees immer Süßholzwurzel ist oder auch andere Pflanzenteile, weiß ich gar nicht. Ich habe allerdings nochmal nachgeschaut, in dem Glückstee ist außerdem Fenchel, und den mag ich als Tee auch nicht. brrrr
      Gegen Durst hat der Tee allerdings trotzdem geholfen.
      Liebe Grüße
      die Mira

  3. Liebe Mira, ja das ist echt schlimm für viele Menschen, dieses abgeschottet sein. Mir fehlen ja auch schon Kontakte, auch wenn ich mit meiner Freundin per Face Time unterhalten kann. Natürlich sollte es aber beidseitig sein. Das sind im Augenblick sehr schlimme Zeiten, ich hoffe sie sind irgendwann endlich vorbei und uns allen geht es gut.
    Hab ein schönes Wochenende, toi toi toi lieben Gruß Sylvia

    1. Oh, die Hoffnung habe ich auich. Letztes Jahr ist es im späten Frühjahr besser geworden. Hoffentlich wird das dieses Jahr auch so, wenn die Regierung in ihrem Machtwahn bis dahin nicht völlig abgehoben ist.
      Das mit dem Wochenende versuche ich zumindest.
      Liebe Grüße
      von Mira

  4. Es ist sehr gut, gibt es die Telefonseelsorge. Ich finde es grausam, was die Corona-Massnahmen mit alleinstehenden, wenig vernetzten Menschen machen. Da schaue ich neidisch nach Schweden jetzt.

    1. Ja, richtig, es ist gut, dass es so etwas gibt. Mein Problem ist nur, dass es sogenannte Freunde sind, die nicht bei der echten Seelsorge anrufen, sondern bei mir und über mir jeden Tag über Stunden ihren Seelenmüll auskippen und nicht einmal fragen, wie es mir geht. Und ich finde, das ist keine Freundschaft, denn es geht schon seit Wochen so und ist jeden Tag das gleiche. Und es wird nicht ein einziges Mal gefragt, wie ich das aushalte.
      Und weil ich keinen habe, den ich anrufen kann, wenn es mir schlecht geht, schreibe ich das eben in den Blog.
      Du hast recht, die Maßnahmen sind grausam und zudem wenig effektiv, wie die stewigenden Fallzahlenm belegen.
      Nunm, ich verkrieche mich jetzt mit dem Strickzeug auf die Couch. Was soll ich sonst auch tun?
      Liebe Grüße
      die Mira

  5. Liebe Mira,
    dafür ist die Telefonseelsorge doch da, dass die Leute anrufen und sich ihren Frust von der Seele reden.
    Ich hatte mal eine Bekannte, die dort auch gearbeitet hat und darüber mal einen Bericht in der Stuttgarter Zeitung geschrieben hat.
    Viele Menschen wollen reden und wollen, dass man ihnen zuhört, das hatte ich auch, als ich noch in der Nachbarschaftshilfe tätig war.
    Zuhören muß können und da ist das wichtig, dass man eben zuhört und ein wenig fragt.
    Von sich erzählen, das möchten die wenigsten Menschen hören.
    Das ist so. Wir waren heute unterwegs sind 7 Kilometer gelaufen und haben mit einigen Leuten geredet, aber das war so Smaltalk und jeder hat seinen Senf dazu beigetragen. Das muß auch sein.
    Dir ein schönes Wochenende und einen lieben Gruß EVa

    1. Ja liebe Eva, ich glaube ich habe das missverständlich geschrieben. In meinem Job, wenn ich ihn denn ausführen darf, höre ich auch die meiste Zeit zu, erfrage gelegentlich Hintergründe und versuche zu helfen, wo ich kann. Und ich bin gut darin, das zeigen mir die Reaktionen der Betreuten und auch die Resonanz bei Kollegen und auch bei Auftraggebern.
      Das Problem, das ich heute angesprochen habe, ist jedoch, dass Leute, die sich Freunde nennen, nahezu täglich in stundenlangen Gesprächen all ihren Frust bei mir ablassen und nicht ein einziges Mal fragen, wie es mir damit geht. Und das ist für mich keine Freundschadft, wenn mich jemand ständig und ausschließlich als seinen seelischen Mülleimer benutzt und nicht einmal merkt, dass der auch mal voll ist.
      Der Smalltalk, den du erwähnst, der ergibt sich hier manchmal beim Einkaufen in der Warteschlange oder auf dem Weg zum Parkplatz, wenn man einander ausweichen will und in die gleiche Richtig ausweicht und sich somit wieder im Weg steht. Da gibt es schon mal einen Grund zu lachen und dann sind gerade irgendwie alle dankbar für solche kleinen Begebenheiten.
      Liebe Grüße
      Mira

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