Mittelalter… Teil 2

Bis Mitternacht ging das Spektakel mit Dudelsäcken und Gauklern. Ich verblüffte meine Besucher mit der Bemerkung: "Ich frage mich die ganze Zeit, ob dort oben in der großen Astgabel der Linde ein Elf sitzt." Gemeinschaftlich kamen wir zu dem Schluss: Da sitzt einer. Dass manche ihn nicht sehen können, liegt nur daran, dass er sich nur Kindern und Träumern zeigt.
"Wenn ihr euch das Kind im Manne bewahrt habt, könnt auch ihr ihn sehen." Thomas drehte sich nach dem Baum um und meinte: "Ah, ja!"
Als das Fest für diesen Abend vorüber war, spannte ich die Tücher über die Auslagen, zog die Plane darüber, breitete die Teppiche, die tagsüber unter dem Spinnrad lagen, im Standinneren aus, tauschte das Kleid gegen Leggins und Kuschelshirt und rollte mich auf meinen Teppichen zusammen. Dicke Wollvliese dienten als Kopfkissen.
Am Morgen fuhr ich noch schnell zum Supermarkt, um einen Nachschub an Mineralwasser zu kaufen, ein paar Äpfel und Würstchen. Gegen 10 Uhr trafen sich alle an der Taverne zum Händlerfrühstück. Ab 11 Uhr drehte ich wieder am Rad.

Mittelaltermarkt Eisleben

Die Zeit verging wie im Flug. Als ich dachte, es müsse nun bald Mittag sein, war es schon halb drei. Eine halbe Stunde später war ich so müde, dass ich beinahe an meinem Spinnrad eingenickt wäre. ABER da war ja noch ein toller Gedanke, der mich munter hielt: Ich würde an diesem Nachmittag noch ganz lieben Besuch bekommen. Sabinci war mit Anke [die ich noch gar nicht kannte] am Vormittag in Malchow[MeckPomm] aufgebrochen, wo die beiden tags zuvor bei meinem Lieblingsspinnradbauer drei Rädchen abgeholt hatten. Nun waren sie unterwegs, um mit mir gemeinsam auf dem Markt zu spinnen. Nicht gar so lange unterwegs sein würden Uta, Monika und Elfi, auf die ich mich ebenfalls sehr freute, zumal ich am Mittwoch auf den Strickstammtisch verzichtet und die drei nicht gesehen hatte.
Uta und Monika kamen zuerst bei meinem Stand an [Elfi konnte nicht kommen 🙁 ] und eine Viertelstunde später standen da auch diese beiden tollen Marktfrauen, die ich im allerersten Moment gar nicht erkannte.

Mittelaltermarkt Eisleben

Uta hatte für alle Kaffee dabei und Päckchen mit dem leckersten Pflaumenkuchen. Hm…

Es war so schön, mit allen gemeinsam am Stand zu sitzen, zu spinnen, zu stricken und vor allem viel zu schwatzen und zu lachen.
Am Abend gab es dann noch eine sehr schöne Feuershow. Danach "verpackte" ich meinen Stand wieder für die Nacht. Ich selbst wollte sie diesmal im Auto verbringen, das Kopfsteinpflaster war doch ein gar hartes Lager gewesen.
Kaum hatte ich die letzte Ecke der Plane festgeklammert, begann es zu nieseln. Als ich am Auto ankam, schüttete es wie aus Eimern. Nicht sehr lange, aber dafür um so heftiger.
Die Plane hielt alles ab. Nur an einer Stelle hatte ich sie nicht richtig befestigt, die Klammer hatte sich gelöst und die Plane hatte ihre nasse Fracht direkt über dem Korb mit der Regia Design Line – Kaffe Fassett. So war ich dann am Sonntag schon vor dem Händlerfrühstück mit Schadensbegrenzung beschäftigt.

Mittelaltermarkt Eisleben

Zuerst mussten die Banderolen ab, damit sie mir das Garn nicht verfärben. Dann begann ich, die nassen Käulchen zu Strängen zu wickeln und hängte sie gleich am Marktstand in den Wind zum Trocknen. Bisher habe ich es mir immer verkniffen, die Wolle anzustricken, weil sie ja für das Lädchen zum Verkauf bestimmt ist. Jetzt habe ich genug Garn zum Anstricken, denn verkaufen kann ich die umgewickelten Knäule nicht mehr. Tja, so kanns gehen. *hihi.
Ansonsten blieb der Sonntag sehr ruhig. Die ersten Händler verschwanden schon nach dem Frühstück, die nächsten am frühen Nachmittag. Gegen 17.30 begann auf der anderen Seite der Kirche das große Abbauen. Pech für einen Händler, bei dem ich noch einen größeren Posten einkaufen wollte. Er hatte dann schon weggepackt. Tja, dann eben nicht!
Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn vor Ende des Marktes abgebaut wird. Dass jemand, der viel Kleinkram zu verpacken hat, schon mal anfängt, seine Waren zu verpacken, kann ich ja noch akzeptieren, wobei es immer noch so sein sollte, dass der Tisch nicht leer aussieht. Aber dass richtig abgebaut wird, finde ich … ja, ich weiß gar nicht, wie ich das finden soll. Jedenfalls nicht in Ordnung. Unfair den Besuchern gegenüber. Wenn ein Markt bis 18 Uhr dauern soll, dann hat der Besucher das Recht, bis 18 Uhr Händler und Stände vorzufinden, die ihm auch noch etwas anbieten und nicht in Auflösung begriffen sind. Ich wollte die Leute mal sehen, wenn die 19.30 in den Supermarkt kämen und der hätte zwar noch offen, aber alle Regale wären leer und die Reinigungskräfte wären überall zugange. Sowas geht doch nicht.
Naja, ich hab jedenfalls erst 18 Uhr mit dem Einräumen begonnen und konnte eine Stunde später vom Platz rollen, mit dem Versprechen, im nächsten Jahr ganz bestimmt wiederzukommen. Oh ja!

3 Gedanken zu “Mittelalter… Teil 2

  1. Hallo Mira,
    das freut mich für dich, dass dir der Markt so gefallen hat. Der Elf auf dem Baum hat bestimmt für die wunderschönen Sonnenstrahlen gesorgt und für das Vergnügen die schöne Wolle anstricken zu dürfen.
    Liebe Grüße aus Riesa sendet
    Kerstin

  2. Ach, Sabinci, das muss dir nicht Leid tun. Ist gar nicht schlimm, denn diese Wolle filzt ja nicht und läuft nicht ein. Es ist also nichts weiter passiert, als dass ich sie trocken legen musste, was inzwischen komplett erfolgt ist. Das erste Knäuel habe ich heute angestrickt und muss sagen, es macht sich wunderbar. Und das wiederum ist ein Glück, denn normalerweise hätte ich mir das nicht gegönnt, diese Wolle selbst zu verstricken. Aber nun „muss“ ich ja. Dann gibt es auf dem Weihnachtsmarkt tolle fertige Socken. Bei den Farben verkaufen sie sich bestimmt gut.

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