Am Abend mancher Tage…

…da stimmt die Welt nicht mehr… hieß es einst bei Lift.

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074/016 Am Abend mancher Tage…
…hänge ich meinen Gedanken nach und stelle mir die Frage, warum mich immer wieder diese Traurigkeit heimsucht. Eine mögliche Antwort wäre, dass ich immer nur meinen Wünschen hinterher renne. Dass ich alles mögliche tue, wovon ich glaube, ich müsste das tun, wodurch mir am Ende die Zeit fehlt, das zu tun, was ich tun möchte. Hobby und vor allem Kreativität bleiben dabei fast völlig auf der Strecke. Na gut, ich stricke Socken, aber das ist ja nun nicht wirklich kreativ.
Gestern habe ich mich seit langer Zeit wieder einmal auf Corinnas Seiten herum getrieben und dann auf Janas Blog und bei Allerlei Rauh und einigen anderen.
Corinna hat mir gestern eine ganz wundervolle Mail geschrieben, in der sie mit ihren Gedanken zu meinen Befindlichkeiten genau ins Schwarze getroffen hat. Und irgendwo stand da: "brülle und heule, wenn dir danach ist oder filze mit Wurftechnik."
Hach ja, filzen. Vor Jahren, als SuShe noch in mein Leben gehörte, sagte ich ihr, Filzen sei eine sinnliche Tätigkeit.
Sie lachte.
Dann habe ich mit ihr gemeinsam Seifen umfilzt, was sie bewog, mehrere Filztreffen mit Freundinnen zu organisieren. Mal in unserem Garten, mal bei Maja. Über die Bemerkung, Filzen sei etwas Sinnliches, lachte niemand mehr, denn alle empfanden es ähnlich.
Als ich ins Werk fuhr, hatte ich riesige Lust, mit meinen Händen etwas zu schaffen. Aber im Werk war es kalt. Ich weiß nicht, warum der Hausmeister die Heizung so stark drosselt, dass schon 16 Uhr keine Wärme mehr ankommt. Dass die Elektrik noch immer nicht richtig funktioniert, bewegt mich auch nicht gerade dazu, länger zu bleiben. In der Wohnung ist aber kein Platz zum Filzen. Im Laufe dieser Woche wird es keinen Abend geben, an dem ich ein mittelgroßes Objekt filzen kann. Mal sehen, vielleicht am Wochenende. Vielleicht mit Janice. Ideen habe ich schon.

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2 Gedanken zu “Am Abend mancher Tage…

  1. Das hast du aber schön geschrieben, lieber Georg. Das mit den empfindsamen Menschen. Den Blues als alten Bekannten zu akzeptieren, der immer mal wieder vor der Tür steht, ist ein schönes Bild, mit dem ich mich arrangieren kann. Ich werde daran denken, wenn er das nächste Mal angewalzt kommt, was schon morgen sein kann, wenn es wieder regnet und die gesamte Welt im Grau versinkt.

  2. Mittlerweile glaube ich, es ist einfach so, wir können uns nur abfinden mit dem, wie wir sind. Es gibt halt empfindsame Menschen wie dich. Zu ihrer Sensibilität gehört ebenso der mögliche Ausschlag ins Negative. Empfindsame Menschen sind immer auch um eine Depression herum gebaut. Diese Sehnsucht, die du und andere in immer neuen Bildern zu beschreiben suchen, ist ständig präsent. Mal mehr, mal weniger spürbar. Ich finde für diese Sehnsucht auch keinen treffenden Begriff, es ist dieser Blues, der zu empfindsamen und wahren Genusserlebnissen in der Kunst führt (wie arm wäre die Welt ohne deren Dichter, Musiker und Maler), der sich aber genauso oft und manchmal lange wie ein lähmender Schleier einer Unzufriedenheit über uns ausbreitet. Ich glaube, wie gesagt, nicht mehr daran, dass man ihn dann unbedingt auf Teufel komm raus mit allen erdenklichen Mitteln verdrängen sollte, sondern man kann sich mit ihm zu einer Art Burgfrieden arrangieren. Der Blues kommt und geht, geht und kommt, steht er vor meiner Tür, so schließe ich nicht mehr ab: „ach du schon wieder, na, komm schon herein, was verlangst du heute denn von mir?“. Diese tiefe Sehnsucht nach etwas Undefinierbaren (egal ob manche es Liebe, Wahrheit … wie auch immer nennen) bleibt, glaube ich, bis unsere letzte Stunde schlägt; sie ist Teil von uns, und wir sind im Laufe der Zeit Teil von ihr geworden.

    Anders kann ich’s nicht in Worte fassen. Aushalten, man muss sich aushalten lernen – sage das mal den jungen und dynamisches Menschen, die für alles ein Mittelchen und eine Lösung glauben parat zu haben.

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