Genießertag
06:30 Uhr
Ich wache auf. Und ich stehe auf, um mich wenig später wieder niederzulassen. Am Rechner. Vorher sage ich noch dem Sohn Bescheid, der auf der Couch schläft und beschließt, noch eine Stunde zu ruhen. Dann ist es Zeit für den Samstagsplausch.
Dieser ist verlinkt und die Stunde für den Sohn ist längst überschritten. Also sage ich nochmals Bescheid, gönne mir einen zweiten Milchkaffee. Dann mache ich mich fertig und starte Richtung Gemüsemann. Ich finde Schätze und bekomme eine Hand Bananen geschenkt.
Weiter geht es zum Kaufmannsladen. Ich sammle Vorräte ein und Schnäppchen. Während ich meine Schätze ins Auto lade, packt auf dem Parkplatz neben mir ein junger Mann den Inhalt eines riesigen Einkaufswagens in sein Auto. Als er fertig ist, bietet er mir an, meinen leeren Wagen mit zum Stellplatz zu nehmen, damit ich nicht nochmal die Runde über den Platz drehen muss. Ich freue mich über solche Begegnungen.
Vor der Haustür schnipst eine junge Frau auf den Stellplatz genau vor der Tür. Es ist ein großer Stellplatz, auf den fast zwei Fahrzeuge passen. Davor befindet sich ein Durchgang für die Müllabfuhr. Viele Nachbarn stellen sich am Wochenende, wenn keine Müllabfuhr zu erwarten ist, so auf diesen Durchgang, dass hinter ihnen noch ein zweites Fahrzeug Platz hat. Nicht so die junge Frau. Sie stellt ihren Kleinwagen mittig auf den Stellplatz. Keine Frage, sie darf das. Aber macht man das, nur weil man es darf? Dass es böse Absicht ist, damit ich nur ganz sicher nicht hinter ihr parke, sehe ich an zwei Dingen. An ihrem provokanten Gesichtsausdruck und daran, dass sie beim Ausladen eine ihrer Taschen demonstrativ hinter ihrem Auto abstellt. Ich warte. Sie lässt sich Zeit mit dem Ausladen, räumt Dinge aus der einen Tasche in eine andere und dann doch wieder zurück. Ich warte. Als sie es dann gar nicht mehr länger hinauszögern kann, schließt sie ihr Auto ab, wirft mir noch einen bösen Blick zu, schnappt ihre Tasche und läuft nach vor weg. Die Tasche wäre also vor dem Auto deutlich besser aufgehoben gewesen als dahinter.
Ich weiß nicht, was sie erreichen wollte. Dass ich mich aufrege und sie mich dann belehren kann, dass ich dort nicht parken darf? Keine Ahnung. Ja, auch solche Begenungen gibt es. Aber sie werden umgehend wieder ausgeglichen, denn ich habe gar nicht vor, dort zu parken. Nur mal kurz da stehen möchte ich, um meine Taschen in den Hausflur zu bringen. Als ich die zweite Tasche hole, kommt ein Nachbar und sagt: Ich nehme Ihre Tasche gleich mit hoch vor Ihre Tür.
2 : 1 für die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Entspannt bringe ich das Auto zum Parkplatz. Danach räume ich in aller Ruhe die Taschen in die Wohnung und packe das dringendste aus. Inzwischen schmerzt der Rücken, so dass ich mich erst einmal ausruhen muss. Das mache ich mit einem Milchkaffee und einem kleinen Snack auf meinem schönen grünen Balkon.
13:30 Uhr
Der Sohn kommt herein geweht. Mutti, Mutti, Mutti, komm schnell. Ich eile zu ihm, so schnell ich das eben vermag.
Ich muss gleich wieder los, sagt er, aber erstmal essen wir das.
Er hält mir eine Packung Walnusseis entgegen. Wir teilen es auf und setzen uns auf den Balkon. Er hat seinen Teil deutlich schneller aufgegessen als ich, und schon macht er sich wieder auf den Weg, wohin auch immer. Ich fülle meinen Rest Eis in ein kleineres Behältnis und verstaue es im Tiefkühler.
Weil nach den Socken, vor den Socken ist, schlage ich ein neues Paar an. Wieder im Kaffeeböhnchen-Muster. Das strickt sich gut und trägt sich noch besser. Der Sockenanschlag ist als Vorarbeit für Dienstag Morgen gedacht. Da möchte ich wieder in der Straßenbahn stricken. Maschenanschläge machen sich da nicht so gut. Deshalb bereite ich das schon mal vor.
Die Weinkönigin ruft an und wir telefonieren ihren Akku leer.
Mein Rücken schmerzt. Vermutlich waren die Einkaufstaschen doch zu schwer, auch wenn ich sie nur das kurze Stück vom Auto bis ins Haus getragen habe. Um die Schmerzen wieder loszuwerden, strecke ich mich auf dem Bett aus. Prompt schlafe ich ein.
16:00 Uhr
Ich gieße meine Pflanzen und freue mich, wie schön auf dem Balkon alles wächst. Dann ist es Zeit für einen Kaffee, den ich auf dem Balkon genieße. Dazu ein paar Seiten eines Krimis.
Der Sohn kommt zurück. Magst du Himbeeren? Klar mag ich Himbeeren.
Er ist schon wieder auf dem Sprung, will zum Abendessen zu Freunden. Da diese fünf Kinder haben, die beiden Jüngsten gerade erste Klasse, essen sie relativ früh.
Ich komme nochmal wieder, verspricht der Sohn.
Und schon bin ich wieder allein und genieße weitere Zeit auf meinem Balkon. Diesmal mit dem Deckenstrickzeug. Damit beschäftige ich mich, bis es zu dunkel ist zum stricken und der fast volle Mond über das Haus geklettert kommt.
Danach brate ich drei Cevapcici in der Heißluftfritzi und mümmele gemütlich vor mich hin.
Als ich mich gerade zum Lesen in mein Zimmer zurückziehen will, kommt der Sohn zurück und macht es sich auf der Couch bequem, um noch eine Serie zu schauen, bei deren erster Folge er gestern Abend eingeschlafen ist. Vielleicht klappt es ja heute.
Keine Viertelstunde später höre ich leises Schnarchen aus dem Wohnzimmer. *lach*
Nun ist für mich noch ein wenig Lesezeit, nachdem ich diesen Text veröffentlicht haben werde.
Es war ein schöner Tag.
Hallo Mira,
happy Mothersday 🙂
Schön das Du gestern einen tollen Samstag hattest. Und das die Freundlichkeit der beiden Männer die Doofheit der jungen Frau 2:1 übertroffen hat.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag. Ich genieße meinen auch gerade langgestreckt auf der Terasse.
Liebe Grüße Karin
Nicht ärgern.. nur wundern. Immerhin haben Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft 2:1 gewonnen.. Das müsste jetzt nur noch öfter so sein.
„Ein schöner Tag“.. wie wunderbar!
Liebe Grüße von hier
illy