Samstagsplausch {11. November 2023}

Wie schön, es ist Samstag, und bei Andrea wird wieder geplauscht. Ich sitze mit dem Tablet in der Küche, während der Männermensch noch ruht. Er hatte keine so gute Nacht, so dass ich froh bin, dass er jetzt noch bissel schläft.
Und wie erging es mir diese Woche?
Nicht so gut, muss ich zugeben. Nicht so, wie ich erhofft hatte.
Montag
Ich hatte vor ein paar Wochen die Idee, nicht Sonntag Abend nach Hause zu fahren, sondern montags in der Frühe von Jena aus gleich in die Firma zu fahren. So spare ich mir den Stress am Sonntag und montags morgens ist es auch nicht hektischer, als würde ich von daheim starten. Die Aufstehzeit ist die gleiche, die Fahrzeit nur eine halbe Stunde länger, weil auf den Autobahnen im Vergleich zur sonst genutzen Landstraße noch kaum Betrieb herrscht.
Solange ich im Büro noch allein war, erschien mir alles gut. Aber dann kamen die ersten Mitarbeiterinnen und ich wurde sofort mit Beschlag belegt, weil man mir alles mögliche erzählen musste, zumeist für die Arbeit unwichtiges Zeug, das den Leuten aber wichtig erschien. Also musste ich es mir anhören, und das auch gleich mehrfach. Manche Menschen, die sonst niemanden zum Reden haben, neigen dazu, ihre Erzählungen gleich zwei- oder dreimal hintereinander zu wiederholen. Kennt ihr das?
Jedenfalls merkte ich, wie mein Nervenkostüm sich schon wieder verabschiedete. Da hatte das Wochenende in Jena nicht allzuviel bewirkt. Als dann noch die Kollegen am Gemeinschaftstisch zu scherzen begannen und laut lachten, war meine Beherschung endgültig am Ende. Ich zog mich ins Büro zurück und musste heulen. Das war der Punkt, an dem ich einen Entschluss fasste: Ich rief in meiner Hausarztpraxis an, ob an diesem Tag die Nachmittagssprechstunde stattfindet. Ja! Und ich könne jederzeit vorbei kommen. Das tat ich dann, und als der Doc fragte, wie es mir ginge, kamen mir schon wieder die Tränen. Er erklärte mir etwas von stressbedingter allgemeiner Erschöpfung und dass man sich in solchen Fällen von der Arbeit fernhalten sollte. Er schrieb mich für 2 Wochen krank und ich dachte zu diesem Zeitpunkt tatsächlich, dass mir das helfen könnte, zu mir zu kommen und vielleicht in dieser Zeit all das Unerledigte aufzuarbeiten, dass ich immer vor mir her schob und das mich zusehends belastete, weil es immer mehr wurde, statt weniger.
Tatsächlich war das Einzige Befreiende, dass ich den Wecker abstellen konnte und dadurch an den folgenden Tagen statt halb fünf erst um sechs aufstand. Zur Ruhe kam ich trotzdem nicht, denn…
Dienstag
Zunächst musste ich mich bei meiner direkten Chefin krank melden, was eine ewige Litanei an WhatsApp-Nachrichten nach sich zog. Im Einzelnen mag ich das jetzt nicht erzählen, weil es kein besonders gutes Licht auf die Chefin werfen würde oder zumindest schlecht verstanden werden könnte. Ich hatte zu tun, sie zu beruhigen, ihr zu erklären, dass die Dinge, vor denen ihr graust, die aber erst im kommenden März stattfinden werden, bereits durchdacht und teilweise schon organisiert sind. Schließlich will ich selbst das geregelt haben und sie hat es ja gemeinsam mit dem großen Chef geschafft, mir die Verantwortung aufzuhalsen, obwohl sie vorher noch verkündet hatte, dass wir das von uns weisen. Naja, von sich gewiesen hat sie es auch, nur ich habe es nun am Hals. Also habe ich es auch organisiert.
Damit und mit Telefonaten mit meinen Leuten in OZ und mit weiteren Telefonaten, um für OZ noch verschiedenes zu organisieren, was sich die Leute nicht allein zutrauen, verging mein Tag.
Mittwoch
6:59 Uhr Nachricht von der Chefin. Und du bist jetzt wirklich zwei Wochen krank? Ich habe ihr den Krankenschein zugeschickt, obwohl sie tags zuvor gemeint hatte, den brauche sie nicht. Naja.
Dann Wäsche gewaschen und im Freien zum Trocknen aufgehängt. Das waren Momente, in denen es mir gut ging.
Im Briefkasten lag eine Mitteilung über einen Beratungstermin bei dem Pflegedienst, der Muttis WG betreut. Das ist, seit Mitte Oktober der 5. Beratungstermin. Was wollen die denn schon wieder? Na, im Grunde weiß ich, was die wollen, mir noch weitere Leistungen aufschwatzen, um noch mehr Geld aus Muttis Tasche zu ziehen. Dabei ist die kleine Frau jetzt wirklich gut versorgt. Und ihr Zustand bessert sich tatsächlich. Außerdem liegt der Termin clevererweise wieder in meiner Arbeitszeit, obwohl ich denen bei jedem bisherigen Termin schon erklärt habe, wie lange ich arbeite und wann ich frühestens wo sein kann. Mich regt das auf und von Entspannung, die ich dringend nötig habe, bin ich auch an diesem Tag weit entfernt.
Donnerstag
5:11 Uhr die erste Nachricht der Chefin. Korrespondenz bis gegen Mittag, als ich ihr verkünde, dass ich mich jetzt endlich erst mal ausruhen muss. Da klingelt es an der Wohnungstür und vor mir steht in der Pose eines Racheengels meine seltsame Nachbarin von oben drüber. Die ist sowieso komisch. Diesmal: Muss das denn immer sein, dass Sie jede Nacht waschen? Angeblich ließe ich jede Nacht zwischen drei und vier meine Waschmaschine laufen und sie fielen wegen des Gerüttels fast aus dem Bett.
Hey, in der Zeit schlafe ich, falls ich denn kann. Die soll mich bloß in Ruhe lassen.
Ich lasse so ziemlich alles stehen und liegen und ergreife die Flucht.
Freitag
Die Oschatzer rufen an. Sie haben per SMS eine Anweisung der Chefin erhalten, mit der sie nicht umzugehen wissen, weil dadurch alles, was wir für die kommende Woche geplant und organisiert hatten, über den Haufen geworfen wird. Sie sind sauer. Ich auch. Ich setze mich mit der Chefin in Verbindung, dann ist sie sauer, weil die Leute mich angerufen haben und nicht sie. Das wiederum kann ich verstehen. Die Leute sind es gewohnt, mit allem zu mir zu kommen und ich richte es dann. Wenn sie sich stattdessen mit der Chefin in Verbindung setzen müssten, wüssten sie gar nicht, was sie sagen sollen. Wieder einmal zieht sich die Korrespondenz bis in den Nachmittag.
Soviel zur Aussage meines Arztes, man soll sich in solchen Fällen von der Arbeit fern halten.
Heute
Es ist Samstag. Der Mann kam in die Küche geturnt: Hilfe, Hilfe, meine Freundin sitzt in der Küche und macht Geräusche. Ich hätte nicht gedacht, dass die Tablettastatur so laut ist. 😉
Ich kann ja jetzt hier auch mal Schluss machen. Schließlich will ich noch in den N-Markt, mal nach Obst schauen. Später muss ich dann in die Stadt, die Hexe vom Zug abholen. Das wird schön. Ich hab sie lange nicht gesehen.
Dann wünsche ich euch allen jetzt mal ein wunderfeines Wochenende.
Eure Mira

3 Gedanken zu “Samstagsplausch {11. November 2023}

  1. Hallo Mira,
    zuerst dachte ich beim Lesen, prima,nun hat Sie sich endlich mal rausnehmen lassen. Als ich dann aber weiter gelesen habe, was das alles für einen Rattenschwanz hinter sich zog,musste ich erst mal Luft holen. Ich hoffe sehr das Deine Chefin Dich jetzt endlich in Ruhe lässt, und Du ein bisschen zur Ruhe kommen kannst. Privat ist ja auch noch genug zu ertragen. Sei stark gegenüber dem Pflegedienst.
    Hab eine schöne Woche. Ich drück die Daumen.
    LG Karin

    1. Ach liebe Karin, ich wollte dir längst antworten, aber meine Befindlichkeit wird schlechter, statt besser. Dun kannst es dir vielleicht denken, ich bekam auch in der folgenden {jetzt noch laufenden} Woche keine Ruhe. Da hatte die Chefin eine Vertretung nach OZ geschickt, aber dann stand ein Termin, der für Dienstag verabredet war, schon am Montag vor der Tür. Die Vertretung rief die Chefin an. Die Chefin schrieb mir, dass der Mensch nun schon heute da sei. Meine Leute in OZ riefen mich an. Und ich telefonierte dann mit dem Menschen und konnte alles klären. WOZU habe ich dann eine Chefin UND eine Vertretung, wenn ich am Ende doch alles selbst mache?

      1. Mann oh Mann Mira, das ist echt krass, sowohl von der Chefin, als auch der Vertretung. Klar kann man bei der kranken Kollegin auch mal was nachfragen, aber das sollte doch echt nur im dringenden Notfall sein. Und auch erst nachdem man wirklich vorher alles versucht hat.
        In Deinem Fall machen es sich alle anscheinend sehr einfach. Natürlich weil Sie wissen das Du Ihnen jederzeit aus der Klemme hilfst, und Dich selbst hinten anstellst.
        Ich drück Dir weiterhin die Daumen das Du mal zur Ruhe kommst.
        Liebe Grüße
        Karin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert