Regen im Paradies

Oktobernotizen – 06. 10. 2023
Heute Mittag kam ein Anruf aus Jena, den ich aber verpasst hatte, weil der Klingelton an meinem Telefon aus unerklärlichen Gründen abgestellt war.
Eine Stunde später entdeckte ich den entgangenen Anruf und rief mit Zittern und Zagen zurück, weil ich keine Ahnung hatte, was mich nun noch erwarten könnte. Wenn es aber etwas Schlechtes wäre, wollte ich es lieber hinter mich bringen.
Ich wollte nur Entwarnung geben. Es ist vergleichsweise harmlos.
Oh ha.
Was hatte denn nun dieses Gewitter in unserem Paradies ausgelöst? Dazu muss ich zunächst erwähnen, dass der Jenaer Anfang des Jahres sehr, sehr krank war und sein Leben wohl an einem seidenen Faden hing. Ich hatte einmal scherzhaft gesagt: Du musstest wieder gesund werden, damit wir uns überhaupt kennenlernen konnten.
Seit einer Woche nun hatte er wieder Beschwerden, die sich wohl so anfühlten, wie damals. Und er wollte gestern schon zum Arzt, hat das aber irgendwie nicht geschafft, sich aber vorgenommen, das heute unbedingt zu tun. Aber er hatte Angst vor der Diagnose. Das war vermutlich auch der Grund, warum er den Arztbesuch noch hinausgezögert hatte. Vor diesem Hintergrund wurde seine Aussage von gestern nur zu verständlich.
Ich kenne das aus eigenem Erleben. Das ist schon Jahre her, aber damals hatte ich unglaubliche Angst vor einer Diagnose {die dann nicht eintraf}, aber bis zu der entsprechenden Untersuchung und deren Ergebnis war ich zu nichts zu gebrauchen. War nicht in der Lage zu arbeiten und habe tage- und nächtelang Anno 1503 gespielt, um mich abzulenken. Ich kümmerte mich nicht um meinen Sohn, der damals ein Teenie war, ich ging nicht ans Telefon. Ich hatte, um es mit seinen Worten zu sagen, keinen Nerv für niemanden.
Und dann traf diese verzweifelte Aussage des Jenaers auf mein angeschlagenes Nervenkostüm, weil ich, wie ihr sicher gelesen habt, mit der Pflege der Mutti, mit ihrem Zustand und der nicht besonders hilfreichen Unterstützung des Pflegedienstes völlig überfordert war.
Tja, und da war denn eben Gewitterstimmung. Oder sogar Weltuntergangsstimmung bei mir.
Nun ist es aber wieder gut. Natürlich, weil es vergleichsweise harmlos ist {er hat sich "nur" ne Rippe gebrochen, und wenn er das als harmlos bezeichnet, könnt ihr euch vorstellen, welche Ängste er vorher ausgestanden hat}, aber auch, weil mein Termin in der Senioren-WG heute so gut gelaufen ist. Ich hab nämlich einen schönen Platz für die Mutti bekommen. Und das bewirkt, dass ich jetzt gleich wieder Kraft habe, um alles zu meistern, was jetzt noch auf mich zukommt.
Es tut mir Leid, dass ich gestern so überreagiert und so tiefdunkelschwarz gesehen habe. Und ich danke euch für eure lieben Worte und für euer Daumendrücken.
Bis bald,
eure Mira

2 Gedanken zu “Regen im Paradies

  1. Hm, siehst du liebe Mira, da macht die Antwort des Jenaer ja tatsächlich Sinn, denn tatsächlich hätte er in der Situation für dich keinen Nerv gehabt, weil er zu sehr mit sich zu tun hatte. Aber in dem Moment der Antwort denkt man ja gar nicht soweit. Wie schnell man einen lieben Menschen vor den Kopf stoßen kann oder? Und das eigentlich nur, weil wir nicht direkt nachfragen: „wie meinst du das gerade?“. Ich mache oftmals genau diesen Fehler und bin gerade dabei, es besser zu machen.
    Auf jeden Fall bin ich froh, dass es bei euch eine positive Aufklärung gab.
    Liebe Grüße Catrin.

    1. Ja, liebe Catrin, unter besseren Umständen hätte ich bestimmt gefragt: Was soll denn das heißen? oder so. Leider war ich {und bin es noch} seelisch auch angeschlagen und habe eben nicht nachgefragt. Ach, ach, wir sind schon seltsame Tierchen. Allesamt. *lach*
      Liebste Grüße
      von Mira

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