Meine Schwester erwähnte am Sonntag, sie seien unterwegs nach Haßloch zum Streetfood. Da bekam ich solche Sehnsucht nach Leben. Und wurde sehr nachdenklich und beleuchtete mal mein derzeitiges Leben, meinen Alltag. Woraus besteht der denn? Es gibt einen interessanten Artikel unter der Überschrift Alltag frisst mein Leben auf und das gilt leider nicht nur für Familien mit Kindern. Das gilt genauso für Leute mit Nine-to-five-Jobs und dem ewig gleichen Trott.
Ich kann mich an Zeiten erinnern, da war ich außer montags immer irgendwo in der Stadt unterwegs. Irgendwo gab es immer Livemusik, und manchmal fiel die Entscheidung schwer, weil mehrere Bands gleichzeitig auftraten und ich alle gern gehört hätte. Das alles ist Jahre her. Ich hatte andere Jobs damals, konnte mir meine Zeit freier einteilen. Gearbeitet habe ich trotzdem meine 60 Wochenstunden, manchmal auch mehr, aber eben zu den unterschiedlichsten Zeiten und oft vom heimischen Schreibtisch aus, Home Office hieße das heute hochtrabend. Zumindest musste ich nicht kurz nach 5 Uhr aufstehen, und wenn, dann nicht fünf Tage die Woche, Jahr aus, Jahr ein. Seit ich dieser geregelten Arbeit nachgehe, sind meine Feierabend-Freizeit-Aktivitäten immer weniger geworden. Zumindest die vergnüglichen. Ich bin einfach kaputt nach der Arbeit und habe dann keine Lust mehr, wenn ich endlich daheim bin, noch mal loszufahren. Auch ist es blöd, unter der Woche Veranstaltungen zu besuchen, die bis 1 Uhr nachts dauern, wenn man weiß, dass 4 Stunden später der Wecker schreit. Wie soll ich denn dann den nächsten Arbeitstag überstehen? Und so verfalle ich immer mehr und mehr in einen langweiligen Alltagstrott, der mit Lebensfreude nicht mehr so sehr viel zu tun hat.
Tja, und an den Wochenenden? Und in den Urlauben, die ich nicht wirklich habe, die sich auf Feiertagsanhäufungen wie Ostern oder Pfingsten beschränken? Da muss ich Rücksicht nehmen auf die Mutti. Ja, das mache ich, und es ist das alte Thema: Ich versuche mir diese Verpflichtung schön zu reden mit dem Spruch, wer weiß, wie lange ich sie noch habe. Da will ich doch die Zeit mit ihr genießen. Nur: Die Mutti ist 28 älter als ich. Und wenn ich mich in jedem Urlaub und an jedem Wochenende nur mit den Dingen beschäftige, die die alte Dame noch kann, dann macht mich das ebenso alt. Jedenfalls fühle ich mich so.
Als ich über all das nachdachte, spülte eine große Frust-Welle über mich hinweg.
Das alles erzählte ich meiner Schwester und sie fasste das Ganze in einem einzigen Satz zusammen: Du musst mal raus!
Und ich? Was habe ich getan? Ich habe mich an den Rechner geklemmt und recherchiert. Eine der Veranstaltungsreihen, die ich früher schon gern besucht habe, gibt es immer noch. Dienstags gibt es Live-Musik in der Ankerkneipe. Und im März gleich drei Konzerte, die mich interessieren, zwei davon, die ich unbedingt erleben möchte. Die Termine habe ich gleich in meinen Kalender eingetragen und der Katl Bescheid gegeben, damit sie vielleicht auch mitkommt. Bei der Gelegenheit entdeckte ich ein Konzert, das zwar erst im November stattfindet, das ich aber auch sehr gern miterleben möchte. Und dafür bestellte ich dann gleich Karten, so dass ich jetzt schon etwwas zum Drauf-Freuen habe. Dann schaute ich noch nach Streetfood und stellte fest, dass es auch noch im März ein entsprechendes Festival in Leipzig gibt. Das ist jetzt bei mir auch fest eingeplant. Für jenes Wochenende werde ich keine Lebensmittel einkaufen und nicht kochen. Lieber futtere ich mich durch die vielen internationalen Angebote. Ein Gericht weiß ich jetzt schon, allerdings habe ich den Namen vergessen. Es besteht überwiegend aus Petersilie und ist super lecker. Ich habe das beim Ancent Trance Festival immer gegessen und werde es ganz bestimmt beim Streetfood Fest wiederfinden.
Nun ist der März mit jeder Menge möglichen Aktivitäten vollgepackt. Ich hoffe sehr, dass mir bei keinem der Termine etwas dazwischen kommt, weder die üblichen Anrufe mein Fernseher funktioniert nicht, noch meine eigene Müdigkeit/Unlust. Diesmal nicht. Es wird Frühling, und ich will raus und hole mir mein Leben zurück. SO!
Liebe Mira, dieser Beitrag gefällt mir und ich wünsche dir, dass du ungestört raus kommst.
Liebe Grüße von Catrin.
Tja, liebe Catrin, wie man an der Feierabendgestaltung des Dienstages sieht, kann ständig und dauernd was dazwischen kommen und es kann sogar sein, dass was dazwischen kommt und dann wieder abgesagt wird, nur dass es dann vielleicht nicht mehr möglich ist, meinen ersten Plan noch umzusetzen. Es bleibt also spannend.
Im Moment bin ich am Überlegen, ob ich der Mutti meine Termine ansage, mit dem Zusatz „da habe ich was vor.“ Oder ob das dann vielleicht gerade die Reaktion heraufbeschwört, dass wieder ihr Fernseher oder ihr Telefon nicht geht oder sie just an dem Tag Geld von der Bank geholt haben wioll oder Kontoauszüge braucht oder was immer ihr einfällt. Da bin ich echt noch am Grübeln.
Jetzt geht es erst mal in die Sauna. Und in die Sonne.
Liebe Grüße
die Mira