Etwas…

…bedrückt mich, ohne dass ich sagen könnte, was genau das ist. Vielleicht einfach die Gesamtsituation. Meine Gesamtsituation.
Da hatte sich die Katl gestern so viel Mühe gegeben, uns einen schönen Tag zu zaubern, obwohl sie arbeiten musste. Extra früh aufgestanden ist sie und zum Sonntagsbäcker gegangen, um Körnerbrötchen zu holen. Als ich im Garten ankam, hatte sie Tisch und Stühle schon bereit gestellt. Gedeckt haben wir den Tisch dann gemeinsam und weil ich weder "meinen" Kaffee, noch Milch dabei hatte und Katl nicht allein Kaffee trinken wollte, zupfte ich im Kräuterbeet da ein Blättlein, dort ein Zweiglein ab und wir hatten einen wunderbaren Kräutertee. Wir futterten uns satt und rund und es blieb noch genug für das Abendessen übrig. "Das nimmst du dann gleich mit in den Suse-Garten", meinte Katl. "Dann ist es gleich an Ort und Stelle, wenn ich von Arbeit komme." Ihr Hintergedanke war natürlich, dass ich dann auch tagsüber "versorgt" bin, während sie zur Arbeit musste.
Im Suse-Garten sammelte ich zuerst ein paar leicht zu bergende Schätze ein.

Ernte im Suse-Garten

Dann versuchte ich, ein Stück Land umzugraben, aber es fiel mir schwer, denn die Luft war drückend und das Beet lag in der prallen Mittagssonne. Meinem Kreislauf gefiel das gar nicht und mir fiel SuShes Spruch ein: Uns drängt doch nichts. Damals hatte ich meine Erwiderung Uns drängt die Natur, die sich unaufhaltsam weiter entwickelt. hinunter geschluckt, weil es SuShe nicht gut ging und sie überhaupt nur im Garten war, um die Liege auf die Wiese zu stellen, zu schlafen und dann am Nachmittag ihr verpasstes Frühstück zu verzehren. Es war der Tag, an dem ich zweieinhalb Kilo Wolle gefärbt hatte, Katl das riesige Bohnenbeet vom Unkraut befreite und die Tomatenpflanzen rettete und FAdH 6 Kilo Falläpfel ausschnippelte, die ich dann noch in der Nacht gemeinsam mit weiteren 3 Kilo [die ich nach dem Färben noch ausschnitt] zu Saft und Mus verarbeitete. Ich glaube, an diesem Tag hatte ich SuShes Verhalten so satt, dass es vermutlich zum Streit gekommen wäre, hätte ich ihre Bemerkung kommentiert. Deshalb hielt ich lieber meinen Mund.
Gestern aber fiel mir der Spruch wieder ein, und ich dachte mir: Umgraben kann ich auch, wenn es kühler ist, das muss ich nicht in der Mittagshitze tun. Außerdem ist Sonntag. Mit dieser Beruhigung vor mir selbst ließ ich die Grabegabel stehen, rückte mir einen Stuhl in den Schatten, eine Wanne mit Essigwasser und zwei Eimer, einen mit aufgesammelten Falläpfeln, einen für die ausgeschnittenen Abfälle. Mit dieser Arbeit verbrachte ich den Nachmittag. Am Abend hatte ich wieder 8 Kilo ausgeschnittene Äpfel, allerdings liegt noch einmal mindestens genauso viel im Garten herum. Geschafft habe ich nicht mehr, weil dann Katl kam, von der ich nicht wollte, dass sie mir hilft, weil sie schon einen stressigen Dienst hinter sich hatte und ich zur Abwechslung mal sie betüddeln wollte [meist betüddelt sie ja mich]. Dazu kam ich dann leider auch nur bedingt, weil plötzlich der Himmel über den Gärten so aussah…

Im Katl-Garten

…und binnen weniger Augenblicke so…

Im Katl-Garten

Die Gartennachbarn, die es nicht weit nach Hause haben, verließen fluchtartig die Anlage. Wir brauchten das gar nicht erst zu versuchen, wir hätten es nicht geschafft. Wir schafften es gerade noch, alles in die Laube zu räumen, dann brach das Unwetter los… und mir fiel mit Schrecken ein, dass daheim das Wohnzimmerfenster sperrangelweit offen stand, es sei denn, Chris hätte es angekippt, bevor er ging. [Hatte er nicht, wie sich später herausstellte. Das von ihm reparierte Laubendach hielt dem Unwetter auch nicht stand. Es gab da noch ein paar kleinere Risse, die er just gestern Nachmittag verschließen wollte. Nur blieb es beim Wollen und uns tropfte dann während des Unwetters das Wasser auf den Kopf. Sein Kommentar: Das trocknet wieder.]

Als der Regen aufhörte, stellten wir den Tisch wieder vor die Laube und begannen unser Abendessen, mussten es aber unterbrechen und in der Laube zu Ende bringen, weil der Regen wiederkam. Immerhin kamen wir dann trockenen Fußes nach Hause.
Dort erwartete mich dann eine zur Hälfte nasse Couch, nasser Teppich, nasse Kissen und Strömlinge gab es im Wohnzimmer auch nicht mehr, weil der Regen so weit ins Zimmer herein gekommen war, dass das Wasser eine Verteilersteckdose getroffen hatte. Nichts, was sich nicht beheben ließ, freilich, aber immer noch mehr Arbeit und noch mehr Arbeit und … ich weiß so schon nicht, wie ich all meine To-Do-s jemals abarbeiten soll…
Und das ist dann das, was mich traurig macht und bedrückt und … tja, ich weiß nicht… jedenfalls frage ich mich an solchen Tagen: Wofür? Wofür renne ich immer und immer und immer? Warum kann ich mich nicht einfach im Garten auf die Liege legen und Unkraut Unkraut sein lassen und auf die Falläpfel pfeifen? Warum?

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2 Gedanken zu “Etwas…

  1. Ja, in Sachsen Anhalt war es ein Tornado. Und du weißt ja, was die anrichten. Bei euch ist doch da vor ein paar Jahren auch mal einer durch… Wir hier hatten noch Glück.
    Als ich da mit Katl im Garten hockte, hab ich an eure Party gedacht und war sehr froh, als ich deinen Bericht gelesen hatte, wie schön die Feier war und dass der Regen erst kam, als ihr fertig wart.
    Liebe Grüße
    Mira

  2. Ich hab im Fernsehn gesehn was da wettermäßig abging, in Sachsen-Anhalt/Kreis Bernburg ganz schlimm bei Katjas Schwiegereltern, alles kaputt.
    Und wir haben hier bei schönstem Sommerwetter bis abends draußen gehockt.
    Tschüssi Brigitte

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