Ich werde umziehen!

Waaas? Wann denn?
In ein paar Wochen. Im Mai wahrscheinlich.
Ans Meer?
Nein, das geht leider noch nicht so bald. Erst mal ziehe ich hier im Ort um.
Warum denn das, wenn du irgendwann dann doch noch ans Meer ziehst?

Und hier die ganze Geschichte.
Als ich vor mittlerweile 14 Jahren in meine jetzige Wohnung zog, wusste ich von Anfang an, dass ich dort nicht ewig bleiben würde. Sie fühlte sich einfach nicht an, wie meine Wohnung. Anfangs waren es Kleinigkeiten, aber sie summierten sich. Mit der Zeit kamen Unannehmlichkeiten hinzu, derentwegen ich mich immer weniger zu Hause fühlte. Drei Winter lang fiel permanent die Heizung aus, meist am Freitag Abend, wenn kein Handwerker mehr erreichbar war, so dass ich übers Wochenende in einer ungeheizten Bude hockte. Drei Winter lang wurden meine ständigen Hilferufe nicht ernst genommen. Da wurde mir unterstellt, ich wisse nicht, wie man eine Heizung aufdreht. Da wurde mir unterstellt, ich hätte die Heizung nicht entlüftet. Dann wieder hieß es, ich hätte sie nicht entlüften dürfen. Als es in den vierten Winter hinein ging, stellte ich die Mietzahlung ein. Da wurde die Heizanlage endlich repariert.
Jedes Jahr kam eine kleine Bosheit der Eigentümergemeinschaft hinzu. Diese trifft sich einmal im Jahr, um abzurechnen, Beschlüsse zu fassen und und und. Im Ergebnis dieser Versammlung, an der meine Vermieterin nie teilnahm, bekam ich von dieser dann einige Jahre lang bitterböse Briefe. Einmal wurde ich aufgefordert, für den Stellplatz an einen anderen Mieter eine Mietgebühr zu entrichten, weil ich angeblich auf dessen Stellplatz stehe. Als ich versuchte, dies aufzuklären, wurde ich zunächst beschimpft, und als sich dann endlich herausstellte, dass es sich um einen ganz anderen Stallplatz handelte, auf dem ich NIE geparkt hatte, gab es nicht mal ne Entschuldigung, sondern den blöden Spruch: Na, nun regen Sie sich mal nicht auf. Wenn Sie sich nicht mehr (!) dort hin stellen, ist es doch gut. Hallo? In wieder einem anderen Jahr, wurde ich aufgefordert, die von mir vor die Haustür geworfenen Zigarettenkippen zu beräumen. Sollte ich dies nicht tun, werde man eine Reinigungsfirma beauftragen, die ich dann zu bezahlen hätte. Dazu sollte man wissen, dass ich Nichtraucher bin, schon immer! Im Vorfeld dieser Aktion hatte ich Berge von Kippen in meinem Briefkasten liegen, versetzt mit altem Laub. Man konnte deutlich erkennen, dass die jemand irgendwo auf der Straße aufgekehrt hatte, um sie mir in den Briefkasten zu werfen.
All solche Sachen. Jedes Jahr auf’s Neue. Und es ist wahrlich so, dass ich niemandem in diesem blöden Haus irgend etwas antue. Ich gehe früh und komme spät. Ich bin im Grunde nur zum Schlafen und Wäschewaschen dort und begegne nur sehr selten jemandem im Treppenhaus. Aber wahrscheinlich ist es genau das, was manche Leute stört, dass ich nicht angreifbar bin, weil sie nichts von mir wissen. Und da sie nichts haben, was sie gegen mich vorbringen können, erfinden sie was. Blödes Volk.
Seit ich die Wohnung am Meer habe, nehme ich das alles gelassener, weil ich weiß, dass ich nicht mehr ewig dort bleiben muss.
Ein weiterer Nachteil dieser Wohnung ist jedoch, dass sie sich im vierten Stock befindet und ich die Treppe hinauf wegen meines Gewichts mächtig zu schnaufen habe, die Treppe runter schmerzt hingegen das Knie. Man wird ja nicht jünger.
Im letzten Jahr wurde, ohne irgend eine Verbesserung an der Wohnung, die Miete erhöht, mit der Begründung, man habe das schon lange nicht mehr getan und wolle es nun einfach mal tun.
Das alles habe ich irgendwie immer wieder weggesteckt mit dem großen Gedanken: Irgendwann ziehe ich ans Meer. Dann bleibt der ganze Mist hinter mir zurück.
Doch nun, vor etwa einem Monat eröffnete mir meine Vermieterin freudestrahlend, dass sie Eigentümerversammlung nun doch beschlossen habe, an die Wohnungen Balkons anzubauen. Das werde zwar vermutlich noch 2 Jahre dauern, denn nun würden zuerst Kostenvoranschläge eingeholt, aber ich könne mich schon mal auf diese Aufwertung der Wohnung freuen. Nur: Ich kann mich darüber gar nicht freuen. Ich müsste nämlich zunächst einmal Baufreiheit schaffen. Wie soll das gehen auf 42 qm? Dazu der Dreck, wenn die Fensterfront herausgenommen und durch ein Fenster samt Balkontür ersetzt wird. Dann die Heizug, die ebenfalls umgebaut werden muss, denn der Heizkörper erstreckt sich jetzt unter dem gesamten großen Fenster. Und nicht zuletzt fehlt dann dauerhaft der Platz, der für den Zugang zum Balkon freigehalten werden muss.
Da reifte in mir der Gedanke: Bis die Umbaumaßnahmen losgehen, will ich da weg sein.
Also schaute ich mich nach Wohnungen um, bekam eine angeboten, die mir gut gefallen würde: Drei Zimmer, Erdgeschoss, frisch saniert {das ist noch nicht ganz fertig, deshalb kann der Umzug auch erst im Mai erfolgen} und in der gleichen Straße, in der die Mutti wohnt, was mir die Betüddelung der kleinen alten Dame erheblich erleichtert. Klar, letzteres kann auch zum Nachteil werden, wenn sie dann dauernd vor meiner Tür steht, nur damit ich ihr die Zeit vertreibe. Andererseits wird vieles einfacher, weil ich es im Vorbeigehen erledigen kann und nicht immer extra noch mal hin muss.
Ich bewarb mich für diese Wohnung und am Dienstag bekam ich die Zusage.
Und nun freue ich mich so sehr, dass ich aus diesem komischen Haus heraus komme, in eine Wohnung die 20 qm größer ist, als meine jetzige winzige Hütte, aber nur ca. 30 Euro teurer. Die besser geschnitten ist und auch noch besser ausgestattet. Und dadurch, dass es mit der Sanierung jetzt noch eine Weile dauert, habe ich genug Zeit, meine Habe zusammen zu packen und gleich noch auszumisten. Ach ja, das wird schön.

2 Gedanken zu “Ich werde umziehen!

  1. Hi Mira ,
    ein guter Entschluss , da kannst du dich nur verbessern.
    Das wünscht man ja keinem , was dort bei dir abgeht .
    Was sind das für Menschen ? Unfassbar . Nix wie weg !
    Viel Spaß bei den Vorbereitungen und gibt dich dieser Vorfreude so richtig hin
    Liebe Grüße zu dir
    JANI

    1. Was das für Menschen sind? Gelangweilte. Menschen, in deren Leben nichts schönes mehr passiert, die daheim hocken, aus dem Fenster glotzen, ins Treppenhaus lauschen und sich fragen, was das denn für andere Menschen sind, die da morgens das Haus verlassen und erst lange nach Einbruich der Dunkelheit wieder kommen {zumindest im Sommer}. Wo die wohl den lieben langen Tag sind? Was die wohl die ganze Zeit über treiben?
      Und wenn die gelangweilten Mensche über die anderen so gar nichts in Erfahrung bringen können, dann denken sie sich Bosheiten aus, um jene aus der Reserve zu locken.
      Du hast vollkommen recht, ich werde mich der Vorfreude hingeben, schon mal das eine oder andere Schrankfach ausräumen und mit Stück für Stück von Ballast trennen. Am Ende wird der Umzug eine Befreiung.
      Danke für deine lieben Worte.
      Bis bald
      die Mira

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