Am Abend mancher Tage…

…da weiß ich nicht mehr, ob die Welt stimmt, oder nicht.
6.45 Uhr aus dem Haus gestürmt und erst 20.15 wieder daheim eingetroffen. Erste Amtshandlung dort: die Waschfee in Gang setzen, damit ich die Wäsche auch noch schleudern kann, bevor die Nachbarschaft sich schlafen legt. Zweite Amtshandlung: Frischmilch in den Kühlschrank, damit sie nicht wieder sauer wird, wie die beiden Flaschen vom Samstag [vielleicht lässt sich daraus noch Quark machen]. Dritte Handlung: Endlich etwas essen. Das hatte ich heute noch gar nicht. Keine Zeit, keine Gelegenheit.
Drei halbe Brötchen später fühle ich mich plötzlich wie erschlagen und möchte am liebsten gleich ins Bett. Daraus wird natürlich nichts, weil ich ja mindestens warten muss, bis die Waschfee fertig ist.
Ich frage mich wieder einmal, wie an beinahe jedem Abend, wovon ich eigentlich so müde bin. Klar, freilich, ich war den ganzen Tag unterwegs. Aber es war doch ein guter Tag, der damit begann, dass Jolanda heute auf dem Weg zur Schule nicht ganz so viel Gestank entwickelte wie gestern und auch nicht qualmte. Außerdem war ich einigermaßen entspannt, weil Chris gestern Abend noch nach den Bremsen gesehen und festgestellt hatte: Die waren es nicht. Die 5 Minuten, die ich heute früher dran war, bescherten mir wesentlich freiere Straßen und ein besseres Durchkommen, so dass ich den Ausbilder der KFZ-Mechaniker noch beim Morgen-Kaffee traf und mit ihm verabreden konnte, ihm Jolanda zu Unterrichtsbeginn vor die Werkstatt zu stellen. Unglück im Glück: Die Milch war sauer, so dass ich meinen Kaffee schwarz trinken musste. *brrr* bitter, aber immer noch besser, als gar kein Kaffee. 😉
Flugs gab ich der Klasse zwei Übungsaufgaben und erklärte, warum ich noch mal kurz weg muss. Als ich zurück kam, dachte ich, die Jungs hätten sich aus dem Staub gemacht, so still war es. Als ich dann aber ins Zimmer kam, sah ich, dass sie sich ausnahmslos alle mit den Übungen beschäftigen. Das ist bei dieser Klasse leider keineswegs selbstverständlich. Im Gegenteil, der Truppe eilt ein so schlechter Ruf voraus, wie ihn eine Klasse nur haben kann. Um so froher bin ich, dass ich offenbar den Draht zu den Jungs gefunden habe. In der Mittagspause war ich noch mal in der Werkstatt und in der letzten Pause am Nachmittag auch. Jolanda musste auf eine Schaumstoffpolsterung verzichten, die Vibrationen dämfpen sollte, sich aber mittelerweile über dem heißen Motor zerkrümelte und in stinkende Dämfe auflöste. Nun ist sie weg und Jolanda riecht wieder, wie ein Diesel riechen darf.
Schnurstracks [soweit es der Feierabendverkehr zuließ] fuhr ich von der Schule ins Lädchen, um "nach dem Rechten zu schauen". Nicht, dass ich das müsste, aber ich wollte, und außerdem brauchte ich den Musterordner zwecks einiger Nachbestellungen. Irgendwie sah das Lädchen traurig aus, als fehlte ich ihm. Immerhin gab es ein tolles neues Strickbuch für Füllige. Und dann noch zwei Kundinnen, die erst kamen, nachdem das Lädchen offiziell schon geschlossen hatte, was mich wiederum zu dem Schluss bringt, dass ich an den Öffnungszeiten etwas ändern sollte. Das jedoch ist nicht so einfach, da ja immer die Blumenfee mit im Boot ist, beziehungsweise sie mich ins Boot geholt hat. Und da es ihr Boot respektive ihr Laden ist, bestimmt sie auch, wann geschlossen wird und wann nicht. Hm.
Viel gegrübelt habe ich über dieses Thema nicht, denn Katl kam aus dem Garten beim Lädchen vorbei, half mir noch eine Menge Wollknäuel auszupreisen und ließ sich noch mit ins K*land schleppen, wohin ich wegen der Milch wollte und weil ich noch irgend etwas zu essen brauchte.
Die gute Seele hatte mehrere Kilo geschnittene und zum Teil geschälte Äpfel im Gepäck, die sie heute Abend noch zu Mus bzw. Kompott verarbeiten muss. Zum Glück hat sie morgen noch mal frei. Da habe ich nicht ganz so ein schlechtes Gewissen, weil ich sie nun auch noch von ihrer Arbeit abgehalten habe.
Und zum Glück hat sie die Äpfel mitgenommen, und nicht ich. Das hätte ich heute Abend nicht noch brauchen können, obwohl selbstgemachtes Apfelmus einfach nur super lecker und meines vom Freitag auch schon längst alle ist.
Also bitte: Es war ein guter Tag. Weshalb bin ich dann so breit?

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Ein Gedanke zu “Am Abend mancher Tage…

  1. So ein schönes Lied aber auch, dankeschön! „Alles dreht sich nur im Kreis“ – „Gib nicht auf“ –
    In diesem Sinne, allerbeste Gutenachtgrüßchen von Uta

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