Urlaub, 8. Tag

Am Samstag Morgen fühlte ich mich seltsam. So, als sei alle Energie aus mir entwichen, wie die Luft aus einem undichten Ballon. Ich hatte keine Lust, mit Katl zu frühstücken, keine Lust, mit ihr den Strand entlang zu wandern. Dabei war sie so lieb, betüttelte mich von vorn bis hinten. Sie dachte, ich sei übermüdet, weil ich in dem weichen Bett nicht gut schlief. Ich ließ sie in dem Glauben, denn ich hätte ihr ohnehin nicht sagen können, was eigentlich mit mir los war. Ich wusste es ja selbst nicht.
Am liebsten hätte ich meine Koffer gepackt und wäre heim gefahren. Dabei blieb uns noch ein ganzer Tag am Meer, denn die Heimreise wollten wir erst am Sonntag antreten.
Um dem Tag noch einen Sinn zu geben, schlug ich vor, nach Szczecin zu fahren. Katl stimmte zu, erfreut darüber, dass ich aus meiner Lethargie erwachte.

Szczecin

Szczecin

Szczecin

Weil wir mit der Fahrt nach Szczecin bereits einige Kilometer auf "Heimatkurs" hinter uns bringen würden, überredete ich Katl dazu, tatsächlich schon heute unsere Koffer zu packen und von Szczecin aus nicht wieder nach Kolberg zurück zu kehren, sondern an der Küste entlang bis nach Kamp zu fahren und dort das Hafenfest zu besuchen, wo Hans-Eckardt Wenzel spielt.

Entgegen meiner Ankündigung, am Samstag erst einmal auszuschlafen, war ich schon früh auf, tüftelte an einem Sockenmuster, das einfach nicht aufgehen wollte und frühstückte dann mit Chris, der an diesem Wochenende arbeiten muss. Obwohl die Sonne lockte, konnte ich mich nicht aufraffen, in den Garten zu gehen, sondern trödelte in der Wohnung herum. Die Tatsache, dass Christophs Arbeitskleidung gewaschen werden musste, nahm ich als willkommenen Anlass, daheim bleiben zu müssen.
Zwischendurch dachte ich immer mal daran, dass Katl nun wohl allein im Garten saß, konnte mich aber nicht mal zu einem Anruf durchringen, zumal ich keine Ahnung hatte, wie ich ihr meine seltsame Stimmung erklären sollte, von der ich noch nicht einmal wusste, woher sie rührte.
Gegen Mittag rief dann Katl an und meinte, sie wisse gar nicht, was mit ihr los sei. Sie sei wohl heute mit dem verkehrten Bein aufgestanden und bisher noch nicht in die Gänge gekommen, wolle nun aber trotzdem mal in den Garten, damit überhaupt noch etwas aus dem Tag wird.
Schon seltsam, dass uns beiden unabhängig voneinander gleichzeichtig so komisch zumute ist.

Es wurde 19 Uhr, bis ich mich endlich aufraffte, doch noch loszugehen. Der Hauptgrund war, dass ich unbedingt ins Freie wollte. Das hätte nicht unbedingt der Garten sein müssen, mir fiel aber auch nichts anderes ein. Zuerst einmal hielt ich noch im Supermarkt an. Samstags kurz vor Ladenschluss einzukaufen, scheint mein neues Hobby zu werden.
Im Garten schaffte es dann endlich, die zweten 50 Gramm der Bluefaces-Leicester-Fasern zu spinnen und sogar noch mit dem Zwirnen zu beginnen. So dünn das Garn ist, es bleibt weich.

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