Notizen – 18. Juni 2024

Ein Dienstag Mitte Juni
05:20 Uhr
Ich stehe auf und schleiche ins Bad. Den Mann habe ich die ganze Nacht herumgeistern sehen. Jetzt schläft er endlich, da möchte ich ihn nicht wecken. Ich trödle ein wenig, weil ich noch Zeit habe, trinke noch eine Tasse Tee.
06:29 Uhr
Eine Regionalbahn, die mit niedriger Auslastung angegeben ist. Ich habe nicht nur einen Sitzplatz, sondern gleich eine ganze Bank für mich. Unterwegs schreibe ich Nachrichten an GabHÄu. Ich muss ihr einfach von gestern Abend erzählen!
Ich bin viel zu früh in Erfurt und habe noch reichlich Zeit, mir ein Schokocroissant zu kaufen. Danach ist mir jetzt.
08:00 Uhr
Ich bin in der Firma und habe wieder viel Zeit, den Kurs vorzubereiten. Es sind heute weniger Leute, aber der Anstrengende von gestern ist wieder dabei. Er quasselt immer wieder dazwischen und unterhält sich so laut mit seinem Banknachbarn, dass die anderen die Übersetzung kaum verstehen. Besonders Arabisch ist schwierig, weil es so leise ist.
13:00 Uhr
Feierabend. Nur noch zusammenpacken und dann ab zum Bahnhof. Ich habe mir einen Zug herausgesucht, der in einer knappen Stunde fährt. Mal sehen. Vielleicht nehme ich auch eine Bahn später. Hab ich schon mal erwähnt, dass ich gern Bahn fahre? *kicher*
13:57 Uhr
Die Regionalbahn fährt 5 Minuten zu spät los. Mir ist das gleich. In Jena kommen die Busse, die ich nehmen kann, im 5-Minuten-Takt. Da komme ich jederzeit weiter.
15:irgenwas Uhr
Ich bin daheim. Der Mann schläft so fest, dass er nicht aufwacht, als ich leise zu ihm gehe. Dann braucht er das. Wer weiß, was er schon wieder gewerkelt hat.
Ich mache mir Kaffee und esse das Teilchen fertig, dass ich mir am Morgen gekauft hatte.
später
Wir schwatzen, wir kuscheln und wir genießen den Nachmittag und Abend. Der Mann kocht, obwohl er eigentlich nicht wollte. Aber für mich tut er es doch.
Ein Gewitter zieht auf.
21:06 Uhr
3 Minuten Hagel und die Pflanzen auf der Terrasse sind alle hinüber. Der Mann steht fassungslos vor den traurigen Resten seiner so liebevoll gepflegten grünen Oase. Ich nehme ihn in den Arm. Er darf weinen. Es ist unfassbar. Die Tomaten geköpft, die schönen Buntnesseln zerschlagen, die Blätter der Zucchini und der Gurkenpflanzen zerfetzt. Sogar die Blumenkästen hat es zerschlagen. Zwischen all den geschundenen Pflanzenteilen liegen überall Keramik und Plasteteile herum. Ein Topf wurde der Länge nach gespalten. Wie geht das denn?
Ich bin so verstört, dass ich alles der Schwester erzähle, mit der ich mich vorher noch über das heraufziehende Gewitter unterhalten hatte. Sie fragt, ob ich wisse, wie es bei mir daheim aussieht. Ich rufe den Sohn an, um mich zu erkundigen. Alles gut, sagt er, Regen ja, Unwetter nein. Dann fragt er nach dem Auto. Wie hat das den Hagel überstanden? Wir gehen los, um nachzusehen. Ich will allein gehen, aber der Mann möchte mich nicht allein lassen, also kommt er mit. Unterwegs betrachtet er andere Autos. Sie sind unversehrt. Meines zum Glück auch. Wir nehmen es gleich mit vor die Haustür, wo es tagsüber nicht stehen darf. Da ich morgen früh sowieso abreisen muss, passt das.
Mitternacht
Der Tag ist vorüber, aber wir kommen nicht in den Schlaf. Zu aufregend war der Abend, zu traurig. Der Mann ist völlig verstört.

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