Ich bin ein bissel traurig, weil ich jetzt, als ich dies hier schreibe, lieber in Neckeroda mein Auto ausladen und meinen Stand aufbauen würde. Schweren Herzens musste ich gestern meine Teilnahme am Färbefest absagen. Das Auto steht immer noch in der Werkstatt und ich habe noch nicht einmal Nachricht, ob ich es heute noch abholen kann. Das macht mich jetzt wuschig, weil ich nächsten Freitag nach Jena will. Da feiert eine Freundin ihren 50. mit einem riesigen Fest, welches das gesamte Wochenende dauern soll. Ich wollte mit jeder Menge Essen zur Party beitragen, das ich aber mit dem Zug nicht transportieren kann. Außerdem müsste ich dann die Zeltbetten ebenfalls mitschleppen und da hat eines schon 10 Kilo {glaube ich} und selbst, wenn es leichter wäre, so ist es sperrig. Ich kann da nicht mit dem Zug hin. Aber ich kann jetzt gar nichts fest zusagen, weil ich nicht weiß, ob ich mein Auto bis dahin wieder habe. Das bringt mich jetzt doch bissel aus der Fassung. Hm.
Nachdem ich nun zu Beginn schon wieder herumgeningelt habe, was ich euch doch gar nicht mehr antun möchte, weil ihr besseres verdient habt, erzähle ich euch jetzt lieber von einer bewegten Woche, die hinter mir liegt.
Meine Woche
Montag
Der erste Tag nach meinem Urlaub, der erste Tag nach anderthalb Wochen Besuch. Ein Versuch, im Alltag anzukommen, wobei mein Alltag derzeit etwas anders aussieht als sonst. Ich hatte euch schon erzählt, dass ich seit August im Besitz eines Deutschlandtickets bin und die große Strecke zwischen B’dorf und OZ mit der Bahn zurücklege, die sich morgens oft verspätet und nachmittags oft ganz ausfällt. Naja. Bahn eben. Die kleine Strecke zwischen zu Hause und B’dorf fuhr ich mit dem Auto, was besonders nachmittags den Vorteil hatte, dass mich Ausfälle und Verspätungen nicht störten, weil ich auf keinen Anschluss angewiesen war. Diese Woche jedoch wurde alles anders. Und das kam so! Ja, richtig, mein Park & Ride funktioniert nicht, weil ich derzeit kein Auto zur Verfügung habe. Es gibt allerdings eine günstige Verbindung bis B’dorf mit dem Bus und dann wie immer mit der Bahn weiter. Und heimwärts ebenso. Jeweils mit 13 Minuten Umsteigezeit, wobei ich zwischen Bahn- und Bussteig maximal 3 Minuten brauche, da kann ich noch trödeln. Die Busse haben natürlich mit ständig veränderten Baustellen und Sperrungen und Umleitungen zu kämpfen. Aber die Busse sind pünktlich. IMMER. Nur wenn dann heimwärts die S-Bahn ganz ausfällt und der RegioExpress sich 15 Minuten verspätet, dann ist der Bus natürlich weg. Der nächste und letzte fährt eine Stunde später.
So geschehen am Dienstag. Da saß ich nun am Bahnhof in B’dorf und hatte noch 57 Minuten bis zum nächsten Bus. Ich kam auf die blödsinnige Idee, die SchwieTo anzurufen und zu fragen, wo sie sei und ob sie vielleicht noch nach T. fahren und mich mitnehmen würde.
Sie wollte wissen, warum. Und dann meinte sie: Nee, leider nicht. Tut mir Leid.
Wie oft hat der Sohn den letzten Bus verpasst und mich gefragt, ob ich ihn heim fahre, von T. nach B’dorf? Wie oft hat die SchwieTo selbst angerufen, zum Beispiel am Wochenende, wenn gar kein Bus fährt? Wir sind mit den Rädern in den Garten gefahren, aber es ist jetzt so windig. Da wird die Rückfahrt so beschwerlich. Kannst du uns fahren? Ich konnte immer. Ich fuhr immer.
Ich war einigermaßen enttäuscht.
Im Endeffekt brauchte ich dreieinhalb Stunden für den Heimweg.
Am Mittwoch war der Zug pünktlich und ich erwischte sogar einen Bus früher. Das nahm ich zum Anlass, auch gleich noch eine Station früher auszusteigen und bei der Sp***kasse zehn 10-Euro-Scheine abzuheben, weil die Mutti für ihr Kostgeld kleine Scheine haben wollte. Da traf ich noch eine Freundin von Mutti, die mich in ein Gespräch verwickelte {sie ist ein paar Jahre jünger als Mutti und entsprechend besser beisammen}. Als wir uns dann verabschiedeten, meinte sie: Ich freue mich immer, wenn ich dich treffe. Du hast einen so schönen Humor.
Im Weggehen dachte ich: Ja, ich bin wohl die, die immer lacht.
Dann gönnte ich mir den Heimweg durch die Glockentiefe und ein paar Minuten auf der Bank, auf der ich mit der Schwester immer auf dem Heimweg vom Festival gerastet hatte.
Was für ein schöner Heimweg.
Was für ein schöner Blick von der Bank in den Himmel.
Donnerstag
Pocahontas war da und nahm mich zum Feierabend mit zum Bahnhof in OZ. Dadurch erwischte ich eine Bahn früher und dann in B’dorf einen Bus früher. Das sind immer zwei Linien, die dort abfahren. Die eine endet in T., die andere fährt mit einer anderen Nummer weiter und kommt dabei auch nahe bei Mutti vorbei. So dachte ich, ich fahre heute einfach weiter und bringe der Mutti ihr Geld. Aber ausgerechnet heute war es die Linie, die in T. endet, so dass ich einen recht weiten Fußweg zu Mutti hatte. Immerhin gab es auch da eine Bank, auf der ich einen kurzen Halt einlegte. Schließlich war es mein Feierabend und ich wollte mir ein klein wenig Schönes gönnen.
Als ich bei Mutti ankam, strahlte sie mich an: Hast du mir Brot mitgebracht?
Hatte ich natürlich nicht, weil wir erst letzte Woche ein großes Mischbrot gekauft hatten und ich ihr dann am Samstag noch "sicherheitshalber" ein Dinkelbrot mitgebracht hatte.
Sie hätte nur noch drei Scheiben. Also ging ich nochmal los und kaufte Brot für sie. Meine Schwester meinte später, die Mutti hätte das komplette Dinkelbrot eingefroren. Sie war dabei. Notiz an mich: Das nächste Mal nicht nur den Kühlschank, sondern auch mal den Froster kontrollieren.
Gegen 19.30 Uhr machte ich mich auf den Weg nach Hause. Knapp 4 km und mir war irgendwie mulmig, vielleicht, weil ich 12.30 Uhr das letzte Mal etwas gegessen hatte. Ich nahm eine kleine Abkürzung, schräg über einen Spielplatz. Und da: Auf Insta kursiert ein Anekdötchen über eine alte Frau, die mit ihren Einkaufstaschen an einen Spielplatz kommt, die Taschen abstellt und schaukelt. Und als sie fertig ist, nimmt sie die Taschen auf und sagt: Man soll schaukeln, solange man noch kann.
Das tat ich!
War das schön, so entspannend.
Als wir Kinder, oder besser Jugendliche waren, habe ich mit einer Freundin abends stundenlang geschaukelt und wir haben dabei über Gott und die Welt geschwatzt. Die Welt, wie wir sie damals sahen. Die war vermutlich genauso in Unordnung wie heute, nur sahen wir das damals nicht oder wir erinnern uns heute nicht mehr daran. An die vielen schönen Abende auf den beiden großen Schaukeln {es gab auf unserem Spielplatz auch noch drei kleine} erinnern wir uns schon.
Freitag
Der Regio hat wieder einmal Verspätung und ist an diesem Nachmittag so rappelvoll, dass ich die ganze Strecke hätte stehen müssen. Hinten auf dem Wartegleis sah ich schon die S-Bahn stehen, die in OZ eingesetzt wird. Bis die fahren sollte, waren es nur noch 10 Minuten, also ließ ich den Regio fahren und hatte dann eine sehr angenehme Fahrt mit der fast leeren S-Bahn. Der Bus, den ich dann erwischte, musste wegen des begonnenen Stadtfestes in T. eine Umleitung fahren, konnte demzufolge einige Stationen nicht bedienen und ließ mich deshalb an einer Stelle aussteigen, wo ich nur noch den halben Weg nach Hause zu laufen hatte. Fein! Und Dankeschön.
Heute
Wie schön! Eben habe ich eine Nachricht erhalten, dass ich 13 Uhr mein Auto abholen kann. Jetzt werde ich mir mal eine Verbindung heraussuchen, wie ich dort hinkomme, denn die Busse fahren soweit ich weiß am Wochenende nicht. Die SchwieTo frage ich jedenfalls nicht nochmal. Da ärgere ich mich nur. Neenee. Selbst ist die Frau.
Und sonst so?
Wir hatten es doch neulich von Bewegung, die kein Sport ist, aber trotzdem gut tut. Von 10.000 Schritten und wie schnell man diese erreichen kann. Und Illy hat in ihrem Samstagplausch auch öfter mal die Schrittzahlen der Woche angegeben.
Das möchte ich heute auch mal machen.
Montag: 14.108
Dienstag: 16.232
Mittwoch: 11.761
Donnerstag: 17.378
Freitag: 12.667
Jetzt bringe ich diesen Beitrag zum Samstagsplausch bei Andrea. Dann suche ich mir eine Verbindung heraus und dann werde ich wohl bald los müssen.
Habt alle ein feines Wochenende.
Eure Mira
Du warst wacker zu Fuss unterwegs. 🙂 Gut, ist das Auto wieder flott. Liebe Grüsse von Regula
Ha, weißt du, das tat mir auch gut und ich bin jetzt richtig erpicht darauf, den einen oder anderen Weg zu Fuß zurückzulegen. Manches ist aber eben doch einfacher mit dem Auto, gerade bei der Betüddelung meiner Menschen. Da bin ich schon froh, es wiederzuhaben.
Eine wunderfeine Woche für dich
die Mira
Moin,
eine turbulente Woche. Ohne Auto ist man in manchen Situationen wirklich aufgeschmissen, oder?
Schade, dass es mit dem Fest dieses Wochenende nicht klappt… aber nächstes. Bestimmt.
Viele liebe Grüße von hier
illy
Oh ja, liebe Illy, manchmal braucht man das Auto wirklich. So auch, wenn ich die Mutti betüddeln will. Zu ihr hin kann ich zu Fuß, wenn es sein muss. Aber wenn ich sie irgendwo hinbringen will, geht es nicht ohne Auto. So zum Beispiel.
Und das Fest am kommenden Wochenende, das wäre auch mit der Bahn möglich gewesen, aber dafür hätte man es von vorn herein anders planen müssen. Aber alles wird gut, denn ich habe mein Autochen gestern wieder bekommen.
Ja, alles wird gut.
Liebe Mira,
deine Enttäuschung wegen der Antwort der Schwiegertochter kann ich sehr gut verstehen, denn ich weiß ja, wie oft und zu welchen unchristlichen Zeiten du deinen Sohn von A nach B gefahren hast und auch die Schwiegertochter selbst wurde von dir nie abgewimmelt. Es ist sehr schade, wenn man selbst immer nur für andere da sein darf, aber dann in solchen Momenten im Stich gelassen wird. Wir sollten auch lernen, gut abzuwägen und nicht immer „ja“ zu sagen.
Ich freue ich aber, dass du dein Auto abholen kannst. Für das Färbefest wird es sicher zu spät, aber deinem Wochenende in Jena steht nun nichts im Wege.
Ganz liebe Grüße von Catrin.
Oh ja, liebe Catrin, das war mir eine Lehre. So schnell sage ich bei ihr nicht mehr irgendwelche Gefälligkeiten zu, obwohl da gerade auch wieder eine größere Sache „in Arbeit“ ist. Naja.
Dem Färbefest trauere ich schon ein bissel nach. Ich hatte so schöne Sächelchen anzubieten. Aber mal sehen, vielleicht tue ich einen Herbstmarkt auf, irgendwo.
Und diese Feier nächstes Wochenende, die ist mir sehr, sehr wichtig und ich bin froh, dass das nun wie geplant klappt.
Liebe Grüße
von Mira, die heute einen ganz ruhigen Sonntag haben wird, mit ganz wenig Schritten und dafür viel Strickzeit. Die Decke ist mal wieder dran.