…was man doch alles kann, wenn man es will und kein anderer einem hilft. Obwohl, ein wenig Hilfe hatte ich doch, allerdings weiß diejenige gar nichts davon. Und das kam so:
Seit Jahren erzähle ich meine Geschichten am Spinnrad auf Märkten und Festen und oft auch einfach so. Nun gab es aber zu ganz allererst, noch bevor das erste Märchen entstand, das Lied des Spinnrads. Zu Beginn jeder Lesung, wenn ich erzähle, wie alles begann und was mein Spinnrad mit den Märchen zu tun hat und warum ich es immer dabei haben muss, wenn ich Geschichten erzähle, da trage ich auch immer das Lied des Spinnrads vor, denn es ist der Dreh- und Angelpunkt. Nur war es eben bis vor wenigen Minuten noch kein wirkliches Lied, sondern ein Gedicht. Vor Jahren schon hatte ich einen Freund, der Komponist ist, gefragt, ob er mir den Text mal vertonen könnte. Das Ergebnis war, dass wir einige Lesungen gemeinsam gestalteten, ich am Spinnrad mit meinen Märchen, er an der Gitarre mit Liedern aus seinem eigenen Programm, die zu dem jeweiligen Märchen gar keinen Bezug hatten und manchmal sogar recht unglücklich gewählt waren. Das Lied des Spinnrads aber blieb ein Text ohne Melodie und ich konnte es nach wie vor nur rezitieren, was, wie ich bis eben dachte, insofern nicht schlimm war, als ich ohnehin nicht singen kann.
Nun traf ich beim Wollefest die Yvette, die eine wunderschöne Ballade von einer Spinnerin geschrieben hat und mit ihren Spielleuten extra zu unserem Picknickplatz am Rhododendron kam, um dieses und noch ein paar andere mittelalterliche Lieder für uns zu singen. Ich war so beeindruckt, dass ich Gänsehaut bekam, als sie sang. Seither ging mir die Ballade immer mal wieder durch den Kopf. Yvette ist aber leider erkrankt, so dass ich sie zur Zeit nicht treffen kann. Aber eine ihrer Mitstreiterinnen hab ich heute getroffen, nach dem Lied gefragt, und sie fing gleich an, es zu singen. Den Text konnte ich mir nicht komplett merken, aber die Melodie habe ich mir bewahrt. Und damit ich sie nicht wieder vergesse, habe ich sie vorhin fix mit dem Handy aufgezeichnet.
Dabei kam mir der Gedanke, dass ich mir eine so schlichte Melodie, wie sie zu den alten Balladen passt, auch selbst ausdenken kann.
Gedacht, getan. Ein wenig herum getüftelt, bis die Melodie zum Versmaß des Textes passte und dann, weil ich zwar Noten lesen, aber eine Melodie nicht zu Papier bringen kann, das Ganze wieder mit dem Handy aufgezeichnet, damit mir meine eigene Melodie nicht wieder verloren geht.
Und ab sofort ist mein Lied des Spinnrads ein richtiges Lied, das ich bei künftigen Lesungen auch singen kann.
Hach, ich freu mich.
163/366 ist also kein Foto, sondern ein Liedchenchenchen.
Das hatte ich gesehen, daß Dich der Liedvortrag von Yvette sehr berührt hat. Ich habe leider nicht alles verstanden, weil ich hinter ihr stand und der Schall die Laute weg trug. Aber Deine Stimme hat gerade den ganzen Raum beglückt, dankeschön :).GRüßchen Uta