Der letzte Juli
5.01 Uhr
Ich erwache aus einen hässlichen Traum, in dem ich mich maßlos über die Hexe geärgert hatte. Die arme Hexe. Sie kann gar nichts dafür. Ich hatte ihr im Traum etwas unterstellt, das sie nicht getan hat und ganz sicher auch niemals tun würde. Im Traum hatte sie sich nämlich geweigert, sich einem vom Gesundheitsministerium geforderten Test zu unterziehen, bei dem sie nichts weiter hätte tun müssen, als eine Stachelbeere zu essen. Sie meinte aber, das sei Willkür, wie alles, was ein gewisser Minister gefordert habe, und deshalb würde sie sich weigern. Und damit vermasselte sie mir dann eine Urlaubsreise, die ich für uns beide gebucht hatte und die wir ohne diesen Test nicht antreten durften. Was für ein riesen Unsinn!
Ich brauche trotzdem eine Weile, bis ich mich wieder eingekriegt habe. Hach.
Dann macht mir die Waage eine große Freude. Meine persönliche 10-Kilo-Marke ist geknackt. Also, seit letztem Weihnachten, als ich mich darauf besann, etwas bewusster zu essen und mich bewusster zu bewegen, habe ich tatsächlich 10 Kilo abgenommen. Natürlich sieht man das noch nicht. Dazu müsste ich wohl noch 2 x 10 Kilo abnehmen, bevor das jemandem auffallen würde. Aber es fühlt sich schon ganz gut an. Und das beste daran ist, dass ich keine Diät mache, dass ich nicht hungere, dass ich mir alles gönne, wonach mir der Sinn steht. Auch Naschen, nur eben nicht zusätzlich zu den Mahlzeiten, sondern anstatt. Mit der Bewegung ist es ebenso. Wie ich schon bei der letzten Mittwochfrage schrieb, treibe ich keinen Sport. Ich bewege mich nur bewusster. Als ich zum Beispiel bei der Hitze im Schwimmbad war, bin ich auch wirklich geschwommen, statt nur zu planschen. Wenn ich zum Auto laufe, latsche ich nicht quer über den Wäscheplatz, sondern nehme den ordentlichen Weg außen herum. Solche Kleinigkeiten, die aber den einen oder anderen Schritt mehr bringen. Mal die Treppe nehmen, statt des Aufzuges. Oder schnell selbst gehen, statt mir einen Weg von jemandem abnehmen zu lassen. Es sind wirklich alles nur Kleinigkeiten, aber offenbar summieren sie sich.
Als ich mich endlich auf den Weg mache, will ich gleich testen, wie lange ich an einem Wochentag zum Bahnhof in B’dorf brauche. Ich stelle fest, dass meine Berechnung mit 5 Uhr aufstehen hinkommen müsste. Sehr gut.
Es regnet.
7.00 Uhr
Ich überlege, dass es bei diesem Dauerregen ungünstig wäre, auf Spielzeugtour zu gehen. Das geht doch kaputt, wenn ich es durch den Regen trage. Da ich die nächsten Tage aber kein Auto mit zur Arbeit nehme, verschiebe ich die Spielzeugtour auf Freitag. Da bietet es sich aus verschiedenen Gründen an, mit dem Auto zu kommen. Außerdem soll bis dahin auch der Regen nachgelassen haben.
Das tut er dann schon am Vormittag, aber da habe ich mir den Arbeitstag schon anders eingerichtet und disponiere nicht noch einmal um.
12.00 bis 15.00 Uhr
Die Spätschicht verläuft sehr still.
M. baut eine riesige Ritterburg auf und muss dabei reichlich improvisieren, weil einige Teile fehlen. Das macht sie gut.
Als ich den Laden abschließen will, witcht noch eine Frau mit zwei Kindern herein. Wir unterhalten uns ein wenig. Sie ist so begeistert von unserem Laden. Wenn ich so etwas höre, schmerzt es mich immer, dass das Projekt zum Untergang verurteilt ist, weil unsere Chefetagen nicht genug Profit herausschlagen können.
15.30 bis 16.50 Uhr
Heimweg unter Sonne-Wolken-Mix. Mir geht eine Menge durch den Kopf.
Aus der Gemüsekiste, die ich am Vormittag geschenkt bekam, nehme ich die Bohnen. Waschen, putzen, kochen. Inzwischen schnipple ich Zwiebeln, um diese mit den Bohnen in Butter zu braten. Ein feines Abendessen.
Ich warte auf Nachricht des Sohnes, texte mit der Schwester und ärgere mich über die Kleine Frau. Erst will sie unbedingt mal wieder verreisen, dann will sie unbedingt an die Ostsee, und als ich eine günstige Reise gefunden habe, für die auch meine Urlaubstage reichen würden, will sie da nicht hin. Es ist viiiel zu weit. Und überhaupt, kann sie nicht nach Polen. Weil da Krieg ist!
Zum Glück ist ja nun in Polen kein Krieg, aber wenn die Mutti beschließt, dass das so sein muss, weil sie eine Begründung braucht, die Reise abzusagen, dann ist das eben so. *grrrrr*
Längst ist Abend
Ich habe das Gefühl, noch nichts geschafft zu haben, was jedoch nicht den Tatsachen entspricht. Ich bin nur so unendlich müde. Irgendwie klar nach der wieder viel zu kurzen Nacht. Seltsam aufgeregt bin ich wegen der Zugfahrt morgen. Ich weiß, dass ich etwas richtiges tue, und doch ist da ein Gefühl, als hätte ich schlechte Absichten. Keine Ahnung, woher das kommt.