15/365

365/2011

Nachdem die Minihexe am Freitag im Bett verschwunden war, tauchte ich wieder ab in die Tiefen meiner Shop-Programmierung und wuselte bis morgens 4:35 Uhr am Backend. Halb acht stand das Hexlein schon wieder neben meinem Bett und wollte diesmal nicht Trickfilm schauen, sondern mit ihrem Zoo spielen. Ich sollte in diesem Spiel die Giraffen und die Zebras übernehmen, deren Junge unbedingt im Löwengehege spielen wollten und davon nicht abzubringen waren.
Müde schleppte ich mich durch den Tag und schlief im Sitzen am Küchentisch ein, als am Nachmittag Chris mit Janice "endlich" das Haus verlassen hatte, um bei Oma Inge [meiner Mutsch] Kaffee zu trinken.
Dann aber kam Katl kurz nach 18 Uhr, und gemeinsam fuhren wir [auf Umwegen, weil die Autobahnauffahrt gesperrt war] zum Haus Auensee, wo KEIMZEIT spielte.
Bis 1996 war ich uneingeschränkter Fan der Band, der einzigen Band übrigens, bei der ich es je zugegeben habe, "Fan von" zu sein, allerdings nicht ganz im Sinne des gleichnamigen Stoppok-Titels. Ich war nie so verrückt, dass es neben KEIMZEIT nichts anderes mehr für mich gegeben hätte, aber drei besuchte Konzerte an einem Wochenende waren keine Seltenheit. Damals war noch jedes Konzert anders, man ging individuell auf das jeweilige Publikum ein. Tobte der Saal von Anfang an, wurden erst einmal Titel wie "Flugzeug ohne Räder", "Kintopp" oder "Gold für einen Ring" gespielt, deren ausgedehnte instrumentale Zwischenstücke jeden auf seine ganz persönliche Traumreise schickten. Kam das Publikum jedoch mal nicht in die Gänge [einmal habe ich das in Annaburg erlebt], dann spielte man eben "Natalie" und setzte mit "Tequila" noch eins drauf, und spätestens dann kochte der Saal.
Jaja, das waren noch Zeiten *grins*. Im Umkreis von 100 km um L.E. versäumte ich kein Konzert und oft setzte mich einer der Techniker auf die Gästeliste. Dieser Techniker war es auch, der mir einmal vorhielt, ich sei zu unkritisch, was aber nicht stimmte. Mir gefiel nur einfach alles, was die Jungs damals machten. Dass ich eben doch kritisch war, zeigte sich in den Jahren ’97 bis ’99, in denen ich zwar noch die wenigen Konzerte besuchte, die es zwischen endlos erscheinenden Tourpausen überhaupt in meiner Nähe gab und es sogar an einem [verlängerten] Wochenende noch auf 2 Konzerte brachte [in Dessau und in München, was nur wegen meines damaligen Jobs möglich wurde]. Doch es gefiel mir bei weitem nicht mehr alles. Auf der 1998 erschienen CD "Im elektromagnetischen Feld" gibt es nur zwei Titel, die ich wirklich mag. Was aber den Ausschlag gab, waren die Konzerte. Die waren nämlich nicht mehr so familiär und urwüchsig wie ehedem. Qualitativ hatte die Band zweifellos einen großen Sprung nach oben geschafft, mir aber fehlte das Persönliche. Mich hat es nie gestört, wenn mal eine Textzeile vergessen wurde, oder was auch immer so passieren konnte während eines Konzerts. Was mich störte, war der durchgestylte Ablauf, die Computerunterstützung, die es nahezu unmöglich machte, die Titelliste während des Konzerts zu variieren. Man konnte nicht mehr auf die Befindlichkeiten des Publikums reagieren, spielte keine soundsovielte Zugabe mehr. Natalie, vom Publikum in frenetischen Sprechchören immer und immer wieder gewünscht, verschwand in der Versenkung. Und alle Konzerte einer Tour waren gleich. Das fiel mir an jenem Wochenende auf, als ich zuerst in Dessau und gleich am Montag drauf in München dabei war und führte dazu, dass ich nur wenige Wochen später bei einem Open Air auf Burg Gleichen, wo KEIMZEIT nach einer kaum bekannten thüringer Band und Engerling als Hauptact auftrat, nach dem dritten Titel nach Hause fuhr, weil mir klar wurde, dass ich haargenau das gleiche Konzert schon zweimal gehört hatte. Ich beschloss, mir pro Saison nur noch ein Konzert anzuhören, bekam Smart und gelassen Warten von einer Freundin geschenkt und kaufte mir 1000 Leute wie ich [die erste und bisher einzige Keimzeit-Scheibe, die ich nicht geschenkt bekam]. Obwohl mir beide Alben besser gefielen, als Im elektromagnetischen Feld, war irgendwie die Luft raus. Weil inzwischen auch die Eintrittspreise deutlich gestiegen waren, hörte ich mir ein weiteres Konzert auf einer Wiese im Clarapark außerhalb des Parkbühnengeländes an. Und dabei blieb es. Bis letzten Samstag. Da nämlich hatte die gute Katl mich eingeladen, nach fast 10 Jahren mal wieder ein Keimzeit-Konzert zu besuchen.
Und was soll ich euch sagen? Ich war begeistert. Es war sehr, sehr schön, beinahe wie in alten Zeiten, und am Ende gab’s sogar Natalie nicht vorprogrammiert, nicht einstudiert, einfach so… Hach ja…

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